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#Wissenswert

16.05.2018

100 Jahre Deutsch-Griechische Gesellschaft Hamburg

100 Jahre Deutsch-Griechische Gesellschaft Hamburg

"Der 20. April 2018 war ein besonderer Tag für die Griechen und für die Griechenlandfreunde in Hamburg. An diesem Tag feierte der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg mit einem offiziellen Senatsempfang im Hamburger Rathaus das 100-jährige Bestehen einer der ältesten bilateralen Vereine der Stadt, der Deutsch-Griechischen Gesellschaft e.V. Damit würdigte Hamburg, wie der Vorsitzende der Gesellschaft Prof. Dr. Ulrich Moennig in seinem Grußwort betonte, nicht nur den Verein, „sondern auch alle diejenigen, die sich ehrenamtlich in unserer Stadt um die Beziehungen zwischen Griechenland und Deutschland verdient gemacht haben.“"

Αnlässlich des 100-jährigen Jubiläums überblickt Pantelis Pantelouris die Geschichte und die Zielsetzungen der Deutsch-Griechischen Gesellschaft Hamburg e.V.

Με αφορμή τη συμπλήρωση εκατό χρόνων από την ίδρυση της Γερμανοελληνικής Εταιρείας Αμβούργου, το Κέντρο Νέου Ελληνισμού δημοσιεύει ένα επετειακό κείμενο του Παντελή Παντελούρη.

1918–2018: Einhundert Jahre Deutsch-Griechische Gesellschaft Hamburg e.V.

Der 20. April 2018 war ein besonderer Tag für die Griechen und für die Griechenlandfreunde in Hamburg. An diesem Tag feierte der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg mit einem offiziellen Senatsempfang im Hamburger Rathaus das 100-jährige Bestehen einer der ältesten bilateralen Vereine der Stadt, der Deutsch-Griechischen Gesellschaft e.V. Damit würdigte Hamburg, wie der Vorsitzende der Gesellschaft Prof. Dr. Ulrich Moennig in seinem Grußwort betonte, nicht nur den Verein, „sondern auch alle diejenigen, die sich ehrenamtlich in unserer Stadt um die Beziehungen zwischen Griechenland und Deutschland verdient gemacht haben.

Die Geschichte der Deutsch-Griechischen Gesellschaft Hamburg beginnt sogar früher als ihre Gründung 1918. Im Winter 1914, wenige Monate vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, wandten sich namhafte Persönlichkeiten aus Deutschland und Griechenland in einem Aufruf an die deutsche Öffentlichkeit und luden Philhellenen sowie Griechen im Deutschen Reich und in Griechenland ein, Mitglieder einer kurz davor gegründeten gesamtdeutschen Deutsch-Griechischen Gesellschaft mit Sitz in München zu werden. „Die Gesellschaft soll ein Ausdruck sein für die traditionellen freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern und soll diese Beziehungen festigen und vertiefen durch wechselseitige Aufklärung über die Eigenart und die Interessen der beiden Völker“, stand in dem Aufruf.

Zu den Mitgliedern des Komitees, das den Aufruf unterschrieb, gehörten unter anderem der Architekt und Archäologe Professor Wilhelm Dörpfeld, Berlin, der Nationalökonom und Sozialreformer Prof. Lujo Brentano, der klassische Philologe Prof. Otto Crusius, der Schriftsteller Thomas Mann, der Byzantinist Prof. August Heisenberg, Georgios Chatzidakis, Professor an der Universität Athen, der ehem. Griechische Ministerpräsident Stephanos Dragoumis, der Erste Sekretär (Direktor) des Deutschen Archäologischen Instituts in Athen Prof. Dr. Georg Karo, Spyridon Lambros, Professor an der Universität Athen, der Bankdirektor und Königlich-Griechische Generalkonsul in München Dr. Josef Löhr, Prof. Dr. Nikolaos Politis, Professor an der Universität Athen, Prof. Dr. Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, Professor an der Universität Berlin, der Schriftsteller und Erziehungswissenschaftler Dr. Dimitris.Glinos u.v.a..

Auch mehrere Hamburger Persönlichkeiten gehörten zu den Mitgliedern dieser Gesamtdeutschen Gesellschaft und zu den Unterzeichnern des Aufrufs. Darunter der Erste Bürgermeister und Gründer der Hamburger Universität Dr. Werner von Melle, der Direktor der Hamburg-Amerika-Linie Dr. Otto Ecker und der Althistoriker Prof. Dr. Erich Ziebarth. Dieser Gruppe entstammte 1918 die Initiative zur Gründung einer Ortsgruppe in Hamburg, die am 29. November 1918 ins Hamburger Vereinsregister unter der Nr. 834 eingetragen wurde. Prof. Dr. Erich Ziebarth, der erste Professor für Alte Geschichte nach der Gründung der Hamburger Universität 1919, wurde der erste Vorsitzende der Hamburger Gesellschaft. Zum Vorstand gehörten Dr. Elias Pantasopoulos, Frau Helene Fera und Dr. Edgar Cohen.

Für die Hamburger Gesellschaft standen von Anfang an die Förderung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Hansestadt und Griechenland genauso im Vordergrund wie die Vertiefung und Erweiterung der kulturellen Beziehungen zwischen Deutschen und Griechen. Hamburg als nordeuropäischer Knotenpunkt für die internationale Schifffahrt und den Welthandel war damals bereits Standort von griechischen Handelshäusern und Schifffahrtsagenturen gewesen und griechische Unternehmer waren an der Gründung der Gesellschaft aktiv beteiligt.

Die Gründung der DGG-Hamburg ging einher mit dem Beginn der Weimarer Republik. In jener Zeit bildeten sich zahlreiche bilaterale Gesellschaften, von denen man sich außenpolitische Vorteile versprach und die Intensivierung des Außenhandels. Diese außenwirtschaftliche Komponente war in dem Aufruf von 1918 klar zu erkennen: „Deutschland ist mit den Geschehnissen im Südosten auf lange Zeit hinaus politisch und wirtschaftlich aufs Engste verknüpft, und aus dieser Tatsache erwächst die unabwendbare Aufgabe, engere Beziehung mit den im Südosten wohnenden Nationen zu suchen“ hieß es dort. Und weiter: „Von den Gestaden des Schwarzen Meeres bis zu den Mündungen des Nils finden wir aber kein Volk, dem eine kulturelle oder wirtschaftliche Bedeutung zukommt, so verbreitet und einflussreich als die Nation der Griechen. Unsere Gesellschaft will Gelegenheit geben, die Liebe und Verehrung zum klassischen Altertum zu pflegen, will aber besonders auch aufklärend in die Richtung wirken, was das heutige Griechenland ist und für Deutschland werden kann“.

So begann das jahrhundertlange Leben einer Gesellschaft, die im Gegensatz zu allen anderen Deutsch-Griechischen Gesellschaften von 1918 bis heute und trotz aller durch Kriege und politische Umwälzungen verursachten Turbulenzen ununterbrochen aktiv bleiben konnte.

In den zwanziger Jahren existierte in Hamburg die größte griechische Gemeinde Deutschlands mit namhaften Kaufleuten, die meisten von ihnen aus den großen griechischen Gemeinden von Kairo und Istanbul, Triest und Marseille (die Brüder Kyriazis und Sossidis, Kaloudis, Pantazopoulos, Damassiotis, Pisanis, Malamos, Gazallis u.a.). Im Jahre 1923 gehörten 20 der 65 griechischen Firmeninhaber der Deutsch-Griechischen Gesellschaft an.

Die Jahre 1920-1930 gelten als die Blütezeit der Hamburger Griechen. Neben den alten Firmen, die orientalische Rohtabake importierten, kommen neue hinzu. Bankhäuser, Speditionen, Assekuranz-Makler Büros entstehen, Zigarettenfabriken werden gegründet. 1925 umfasst die Gesellschaft 500 Mitglieder.

Ein Jahr nach Gründung der Hamburger Universität 1919 kamen die ersten griechischen Studenten nach Hamburg. 1922 zählte man zehn griechische Studenten. In diesem Zeitraum kümmerte sich die Gesellschaft um die in Hamburg studierenden Griechen, später auch um den Aufbau eines Instituts für neugriechische Studien an der Universität Hamburg und spendete für seine Bibliothek.

Nachdem die Münchner Gesamtgesellschaft infolge der kriegerischen Ereignisse erlahmte, wurde Hamburg auch Sitz der Gesamtgesellschaft. Der Hamburger Vorsitzende Prof. Ziebarth wechselte an ihre Spitze. Er blieb dort bis zum Jahre 1940.

Wie bei den meisten bilateralen und internationalen Vereinigungen haben sich die Nationalsozialisten bemüht, auch die Deutsch-Griechische Gesellschaft und ihre Ortsgruppen zu vereinnahmen und ideologisch, propagandistisch zu instrumentalisieren. Während der Vorsitzende der Gesamtgesellschaft Prof. Ziebarth im November 1933 zu den Unterzeichnern des „Bekenntnisses der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat“ gehörte, hielt die Hamburger Gesellschaft die Distanz zum NS-Regime. Dies ist vor allem ihrem Vorsitzenden, dem bekannten Philologen an der Hamburger Universität Prof. Bruno Snell zu verdanken, der 1938 an die Spitze er Gesellschaft gewählt worden war. Snel gelang durch geschicktes Taktieren, dass die nationalsozialistische Ideologie von der DGG-Hamburg und von der Universität Hamburg ferngehalten wurde. Seine Grundeinstellung zur Arbeit der DGG-Hamburg spricht er in einem Schreiben 1948 an die britische Militärregierung aus, in dem er als Ziele der Gesellschaft „die Förderung der internationalen Beziehungen mit Griechenland und die Propagierung des europäischen Humanismus“ nennt. Den Bemühungen von Snell ist auch die mit finanzieller Unterstützung griechischer Kaufleute realisierte Gründung einer neugriechischen Abteilung in der Bibliothek der Geisteswissenschaften an der Hamburger Universität zu verdanken, die heute zu den größten Sammlungen griechischer Bücher in Deutschland gehört.

Seit den vierziger Jahren konzentriert sich die Arbeit der DGG-Hamburg auf die Verbreitung von Wissen über Griechenland. Die Veranstaltung von Vorträgen zur Geschichte, Kultur, Archäologie blieben Jahrzehnte lang der Schwerpunkt der Aktivitäten der Gesellschaft, welche hauptsächlich in den Räumen der Universität stattfanden und eng verbunden waren mit dem Institut für Griechische und Lateinische Philologie, aus dem die meisten Vorsitzenden bzw. Vorstandsmitglieder kamen (Bruno Snell, Ernst Homann-Wedeking, Stamatis Caratzas, Ulf Jantzen, Athanassios Kambylis, Hans Georg Niemeyer, Günther S. Henrich und der derzeitige Vorsitzende Ulrich Moennig).

Prof. Dr. Ulrich Moennig beschrieb in seinem Jubiläumsgrußwort wie folgt die Arbeit der DGG-Hamburg: „Die DGG trug und trägt dazu bei, dass Kenntnisse über Griechenland, seine Geschichte, Kultur, Wissenschaft und über wesentliche Aspekte des öffentlichen Lebens in eine weite Öffentlichkeit getragen werden – und sie trägt dazu bei, dass auf Griechenland bezogene Forschung an der Universität Hamburg für die Öffentlichkeit der Freien und Hansestadt und der gesamten Metropolregion sichtbar ist“.

In den letzten Jahren hat sich der thematische Radius der Aktivitäten ausgeweitet, Synergien mit anderen griechischen und deutschen Institutionen wurden verwirklicht. Die in der aktualisierten Satzung genannten Ziele erreicht die DGG Hamburg heute durch ein breit gefächertes Veranstaltungsangebot. Dazu gehören u.a. Vorträge zur Kunst und Kultur, Politik, Gesellschaft und Landeskunde Griechenlands, Lesungen, Ausstellungen, Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen, Symposien oder Begegnungen zwischen Deutschen und Griechen, insbesondere zwischen den Jugendlichen beider Länder. Die Themen Europa und Jugendaustausch stehen heute im Vordergrund, wobei die aktuellen Entwicklungen in Griechenland, vor allem unter den Vorzeichen der Finanz- und Wirtschaftskrise, an Bedeutung gewonnen haben.

Pantelis Pantelouris