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#Editorial

04.10.2018

Neue Forschungsprojekte des CeMoG

Neue Forschungsprojekte des CeMoG

Eine Reise von Berlin nach Zakynthos über das Ionische Meer und eine Erschließung der Übersetzungskulturen zwischen dem deutschen und dem griechischen Sprachraum: Unter dem Dach des CeMoG laufen derzeit zwei Projekte, die die deutsch-griechische Mobilität von Personen, Texten und Ideen in den vergangenen zwei Jahrhunderten untersuchen. „Viaggio de Berlino a Zante“ verfolgt die wechselseitige Bewegung der Ideen des deutschen Idealismus zwischen Zentraleuropa und dem griechisch-italienischsprachigen Süden; „Akteure deutsch-griechischer Übersetzungskulturen“ kartographiert die Lebensläufe der bilateralen Übersetzerinnen und Übersetzer und hebt sie aus dem Schatten der einsamen Arbeit in den Vordergrund des kulturellen Geschehens.

Στο έργο του Κέντρου Νέου Ελληνισμού περιλαμβάνονται δύο ερευνητικά προγράμματα που ερευνούν την κίνηση των ιδεών ανάμεσα στα Επτάνησα και τον γερμανόφωνο χώρο, και χαρτογραφούν και αναδεικνύουν τη συμβολή των μεταφραστριών και μεταφραστών ανάμεσα στα δύο γλωσσικά περιβάλλοντα. Διαβάστε το σχετικό ρεπορτάζ στο Βήμα (23.09.2018).

Übersetzen zwischen den Kulturen

Es hieße wohl, Eulen nach Athen zu tragen, an dieser Stelle erneut darauf hinzuweisen, dass die Erforschung der deutsch-griechischen Beziehungen für das Centrum Modernes Griechenland ein zentrales Anliegen darstellt. In unserer digitalen Wissensbasis zum deutsch-griechischen Wissens- und Kulturtransfer, von der im CeMoG-Newsletter schon häufiger die Rede war, werden die Inhalte fünf bibliographischer Sammlungen mit Forschungsdaten zu Mittlerfiguren, Mittlerinstanzen, Kontaktzonen, Vermittlungspraktiken und Netzwerken verknüpft. Aus dem dynamischen Zusammenspiel dieser Informationen lassen sich die wechselnden Konstellationen von Wissen, Austausch und Mobilität erkennen, durch die die beiden Sprach- und Kulturregionen seit hunderten Jahren miteinander verbunden sind. Es bringt aber auch die zahlreichen weißen Flecken zum Vorschein, von denen die historische Karte der wechselseitigen Verflechtungen noch immer reichlich bedeckt ist.

Viaggio da Berlino a Zante oder Romantische Poetologie und Deutscher Idealismus auf den Ionischen Inseln“ ist eines der neuen Forschungsprojekte am CeMoG benannt, die dazu beitragen sollen, diese Verflechtungen aufzudecken. Das von der Berliner Einstein Stiftung geförderte Kooperationsprojekt der Freien Universität Berlin mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften verfolgt das Wegenetz des klassisch deutschen Denkens, z.T. in italienischer Übersetzung, auf den Ionischen Inseln des 19. Jahrhunderts, vorwiegend auf Korfu, Kephalonia und Zante. Dass die deutsche Literatur und Philosophie für die Konstitution der „Ionischen Schule“ eine herausragende Rolle spielte, ist in der Forschung häufig thematisiert, aber nur in Teilaspekten aufgearbeitet worden. Das Forschungsprojekt setzt sich zur Aufgabe, diesen multilateralen Kultur- und Wissenstransfer zwischen „Deutschland“, „Italien“ und „Griechenland“ neu zu profilieren und seine Bedeutung für die Modernisierung des lokalen Geisteslebens herauszustellen. Berlin – inklusive der Streit- und Denkkultur der Friedrich-Wilhelms-Universität – bietet dabei ebenso thematische Ansätze wie bildungspolitische Orientierung, die das Programm mittels einer trilateralen kultur-, literatur- und philosophiegeschichtlichen Fragestellung untersucht.

Das aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung geförderte Projekt „Akteure deutsch-griechischer Übersetzungskulturen: eine Standortbestimmung aus kollektiv-biographischer Perspektive“, das in diesen Tagen angelaufen ist, nimmt eine der wichtigsten und zugleich unbekanntesten deutsch-griechischen Vermittlergruppen in den Blick. Das Ziel des Projektes besteht darin, die einzelnen Lebenswege und Leistungen der bilateralen Übersetzerinnen und Übersetzer seit dem frühen 19. Jahrhundert zu dokumentieren und gemäß dem kollektivbiographischen Ansatz in einer historischen, überindividuellen und kulturvergleichenden Perspektive zu erforschen. Hierdurch sollen die allgemeinen Verlaufslinien, Kontinuitäten und Wandlungen der bilateralen Übersetzungskulturen, die typischen Übersetzer- und Vermittlungsprofile ebenso hervortreten wie die historisch, sozial, kulturell und individuell bedingten Besonderheiten einzelner Lebensverläufe und Übersetzungsleistungen. Seine Durchführung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Griechisch-Deutsche Beziehungen (Εργαστήριο Μελέτης Ελληνογερμανικών Σχέσεων) der Nationalen und Kapodistrias-Universität Athen.

Die Relevanz dieses Projektes liegt auf der Hand. Oder wüssten Sie spontan die Frage zu beantworten, durch welche Übersetzer die Griechen die Ideen von Karl Marx, Max Weber oder Sigmund Freud kennenlernten, auf wessen Übersetzungsarbeit die Bekanntschaft der Deutschen mit dem literarischen Werk von Nikos Kazantzakis und Petros Markaris beruht? Dabei ist das gegenseitige Kennenlernen, ob auf dem Wege der Literatur oder der Wissenschaft, ohne die Vermittlungsleistung der Übersetzerinnen und Übersetzer vollkommen unvorstellbar. Insofern war es wohl kaum übertrieben, als der parlamentarische Staatssekretär des BMBF Thomas Rachel bei der Übergabe des Förderbescheids am 28. August 2018 den Beitrag des Projektes zur europäischen Verständigung hervorhob: „Die Stärkung des europäischen Zusammenhalts ist uns in diesen unruhigen Zeiten ein besonderes Anliegen. Ein besseres Verständnis der jüngeren deutsch-griechischen Geschichte leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.“

Die Erträge dieser und weiterer Forschungsprojekte werden Sie beizeiten in der Edition Romiosini nachlesen können. Sie werden aber auch in das Online-Kompendium der deutsch-griechischen Verflechtungen eingehen, über das wir Ihnen demnächst mehr berichten werden. Wer jetzt schon Lust darauf bekommen hat, mehr über die deutsch-griechischen Übersetzungskulturen zu erfahren, sei auf das CeMoG-geförderte Projekt „Übersetzerporträts – ein soziologischer Ansatz“ hingewiesen, dessen Erträge in Form von Videomitschnitten auf der CeMoG-Webseite zur Verfügung stehen. Darin interviewt die Übersetzungswissenschaftlerin Anthi Wiedenmayer ausgewählte deutschsprachige Übersetzerinnen und Übersetzer griechischer Literatur zu Themenbereichen, die über ihre eigene Person hinausgehen und die gesamte Welt der Literaturübersetzung betreffen.

Übersetzen zwischen den Kulturen: dieses Credo verstehen wir nicht nur als Basis unserer Forschungsarbeit, sondern auch im Sinne eines interkulturellen Vermittlungsauftrags, dem wir mit unserer Arbeit gerecht werden wollen. Von daher enthält auch der aktuelle Newsletter wieder eine Reihe von Übersetzungen im eigentlichen und uneigentlichen Sinne – Verständigungsangebote für einen gelingenden deutsch-griechischen Dialog.

Ihr CeMoG-Team