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Winterfest an der Spree: Edition Romiosini im Watergate! (Sonntag, 4. Dezember, 17:00 - 21:00 Uhr)

01.11.2016

Sonntag, 4. Dezember 2016, 17:00 - 21:00 Uhr

Winterfest an der Spree: Edition Romiosini im Watergate!
Club Watergate (Waterfloor), Falckensteinstraße 49, 10997 Berlin (An der Oberbaumbrücke/Kreuzberg)

Die Edition Romiosini feiert ihr zweites Bücherfest am zweiten Advent. Mit den Schriftstellern Petros MarkarisElias KulukundisDimitris Nollas und weiteren Gästen. Bei Glühwein, Lebkuchen, Büchern und passender Musik. Im Club Watergate. Eintritt frei.

Edition Romiosini / CeMoG

PROGRAMM 17 Uhr: Offener Brief: Petros Markaris an Theo Angelopoulos

Die Gattung des offenen Briefs blickt auf eine lange Tradition zurück; adressiert an eine meist bekannte Persönlichkeit, war er doch eigentlich – mit einem Augenzwinkern – für ein breiteres Publikum gedacht. Der Adressat war ja durch die Offenlegung des Inhalts nicht mehr der eigentliche – der offene Brief, ein Diskurs der Abwesenheit. Ob Aufruf, Provokation oder Protest, war und ist er eine besondere Form des offenen Dialogs, ein Forum, ein Ansporn zum Austausch. Und dadurch ein willkommenes Format für die Edition Romiosini des CeMoG, das sich genau als das versteht: eine Agora, ein Ort des Dialogs und der Zirkulation von Ideen. Die Edition Romiosini veröffentlicht zweimal im Jahr, anlässlich des Sommer- und Winterfestes, offene Briefe griechischer Autorinnen und Autoren an Kolleginnen und Kollegen jenseits ihrer Grenzen.

Der Autor Petros Markaris schrieb Drehbücher für und mit Theo Angelopoulos und war ein langjähriger Weggefährte des weltweit bekannten Regisseurs. Sein offener Brief an ihn, fünf Jahre nach seinem Tod, ist eine Reflexion über die Migration in und nach Europa. Auf dem Winterfest liest Petros Markaris seinen Brief vor.

»» Leseempfehlung: Offener Brief: Petros Markaris an Theo Angelopoulos, Edition Romiosini, 2016. Die zweisprachige Ausgabe deutsch-griechisch wird demnächst in der Online Bibliothek der Edition Romiosini veröffentlicht.

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18 Uhr: Von der Fremdheit: Mimika Cranaki und ihr Exil

Eine Schiffsladung junger griechischer Linksintellektueller flüchtet sich 1945, zu Beginn des Bürgerkriegs, auf dem legendär gewordenen Schiff »Mataroa« in die Odyssee eines Stipendiums in Paris. Weder Franzosen noch Griechen, werden sie dort zu »Philhellenen«: Menschen des anderen Ortes, Griechen, die ein imaginäres Hellas nur noch als Projektion aus der Ferne lieben – und zwar jeder sein eigenes. Im Laufe der Jahre realisieren sie, dass ganz Europa von »Philhellenen« bevölkert ist: von den innereuropäischen Flüchtlingen bis zu denen aus Asien und Afrika. Philhellene ist die »Nationalität der vierten Person Plural, eine Mischung aus erster und dritter Person«; sie ist die »Nationalität Migrant«, die häufigste der Welt.

Angela Kastrinaki, Prosaautorin und Professorin für neugriechische Literatur an der Universität Kreta, und die Literaturwissenschaftlerin Olga Bezantakou von der FU Berlin diskutieren über die Autorin. Lesung der Romanausschnitte durch Lulu Bail und Konstantinos Gerakis.

»» Buchempfehlungen:

  • Mimika Cranaki: Contre-Temps. Aus dem Griechischen von Birgit Hildebrand. Mit einem Nachwort von Olga Bezantakou. Edition Romiosini, 2016. 250 Seiten, 14,50 €. ISBN 978-3-946142-18-8
  • Mimika Cranaki: Nationalität: Philhellene. Aus dem Griechischen von Birgit Hildebrand. Mit einem Vorwort von Angela Kastrinaki. Edition Romiosini, 2016. 484 Seiten, 24,90 €. ISBN 978-3-946142-19-5

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19 Uhr: Vom Aktivismus: Elias Kulukundis, ein »kapitalistischer Dissident« auf dem Segelschiff

In den ersten Jahren der griechischen Militärdiktatur wird unter mehreren Regimegegnern auch der Zentrumspolitiker und ehemalige Minister Georgios Mylonas verhaftet und ins Exil auf die Insel Amorgos geschickt. Der junge Ehemann seiner Tochter Eleni, Elias Kulukundis, Spross einer Reeder-Familie und Auslandsgrieche, will ihn befreien, trotz der Waghalsigkeit der Unternehmung und seiner konservativen Familie – oder gerade deswegen. Dafür reist er quer durch Europa, von der Schweiz bis Zypern und von England bis Italien, und nimmt auf eigene Faust Kontakt mit emigrierten Politikern und Widerstandsorganisationen auf. Schließlich organisiert er, getarnt als dänischer Tourist – ohne Dänischkenntnisse und mit einem schwarzen Vollbart – mithilfe einer Gruppe italienischer Aktivisten die Segelbootreise, um den Gefangenen zu befreien.

Die Amorgos-Verschwörung ist nicht nur eine »Faction« über diese abenteuerliche Reise im griechischen Archipel, sondern auch über eine düstere Zeit, über Dissidenten, die später zu Politprotagonisten wurden, wie etwa Andreas Papandreou, Konstantinos Mitsotakis und Melina Mercouri. Sie zeichnet zugleich ein lebendiges Bild des Widerstandkampfes im Ausland und die Selbstfindungsreise eines jungen Idealisten. Elias Kulukundis liest aus seinem Buch vor und diskutiert mit dem Publikum. Lesung der Romanausschnitte durch Lulu Bail und Konstantinos Gerakis.

»» Buchempfehlung: Elias Kulukundis: Die Amorgos-Verschwörung. Aus dem amerikanischen Englisch von Barbara Heller. Mit einem Nachwort von Vangelis Karamanolakis. Edition Romiosini, 2016. 244 S. 14,50 €. ISBN 978-3-946142-20-1

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20 Uhr: Vom Schiffbruch: Dimitris Nollas und die Poetik der Entwurzelung

Nachdem der Schrottkahn, der sie über die Ägäis schmuggelt, untergegangen ist, retten sich Asmat und ihre kleine Nichte mit einer schwimmenden Tür auf eine Insel. Asmats Geschichte in der neuen Heimat und ihre Beziehung zu einem jungen Mann werden von einem Autor aufgeschrieben, dem all das von einem Blinden erzählt wurde, der es miterlebt haben will; »… erzählt Postonlen«, heißt es immer wieder, und dieses Mantra, in die Literaturgeschichte durch Tabucchis Pereira eingeschrieben, macht sichtbar, dass alles, was wir lesen, aus dritter Hand kommt. Ob das Fragmentarische der Novelle von Dimitris Nollas sich auch daraus erklärt, sei dahingestellt. Fest steht jedoch: Die geflüchtete Asmat verändert das Leben der kleinen Inselgesellschaft, und als sie nicht mehr da ist, ist der Verlust größer, als alle ahnen konnten.

Schiffbrüchige, 2009 veröffentlicht, nimmt die sogenannte Flüchtlingskrise vorweg: »Asmat war ein Vorbote und hatte vor ihrer Zeit gesprochen, so wie die Dichtung« heißt es gegen Ende der Novelle in einem Kapitel, in dem auch weitere, ausgesprochen düstere Zukunftsvisionen ausgemalt werden. Dimitris Nollas diskutiert mit der Literaturkritikerin Elisavet Kotzia und dem Publikum über sein Werk. Lesung der Romanausschnitte durch Lulu Bail und Konstantinos Gerakis.

»» Im Erscheinen: Dimitris Nollas: Schiffbrüchige und weitere Erzählungen. Aus dem Griechischen von Birgit Hildebrand und Hans Eideneier. Nachwort von Elisavet Kotzia. Edition Romiosini, 2016. ISBN 978-3-946142-23-2

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21 Uhr: Monogramm: Dimitris Nollas, ein Autorenporträt

Die Dokumentarfilmreihe Monogramm wurde zum ersten Mal im März 1982 ausgestrahlt und ist somit eine der ältesten Kultursendungen Europas – Titel und Logo stammen aus einer Gedichtsammlung von Odysseas Elytis, den ein antiker Siegelstein des 4. Jh. v. Chr. im Britischen Museum dazu inspirierte. In den 34 Jahren der Sendung sind die wichtigsten Kunst- und Kulturpersönlichkeiten Griechenlands porträtiert worden – von Agnes Baltsa bis Leonidas Kavakos und Jannis Kounelis bis Kostas Tsoklis; daher auch der Beiname »Nationales Kulturarchiv«.

In der jüngsten Sendung vom 5. Oktober 2016 wurde der Autor Dimitris Nollas porträtiert; diese Dokumentation wurde von der Übersetzungswerkstatt der Professur Neogräzistik untertitelt.

»» Dokumentarfilm: Monogramm: Dimitris Nollas © ERT, 2016. Regie: Jannis Xanthopoulos. 27 Min., OmU