Dido Sotiriou: Lebewohl, Anatolien
Übersetzung aus dem Griechischen von Inge van Meerendonk.
News vom 01.08.2017
Manolis Axiotis ist ein junger Mann, patent, ehrlich und direkt. Er ist Christ und Grieche, aber Türkisch ist seine zweite Muttersprache, sein bester Freund ein Türke. Als ihn sein Vater nach Izmir schickt, um bei einem griechischen Händler in die Lehre zu gehen, wird ihm klar, dass es Betrüger oder ehrliche Menschen gibt, unabhängig davon, ob sie Christen oder Moslems sind. Doch die Zeitumstände sind ungünstig: Der Erste Weltkrieg kommt, das Osmanische Reich zerfällt, in Kleinasien soll ein türkischer Nationalstaat entstehen.
Der sowohl in Griechenland wie in der Türkei beliebte Roman von Dido Sotiriou, einer osmanischen Griechin aus Anatolien, analysiert eine pathologische Entwicklung der Geschichte: Wie kommt es in einer multikulturellen Gesellschaft zu ethnisch und religiös bedingtem Hass, zu Flucht und Vertreibung? Wie schmal ist der Grat zwischen der Zivilisation und der Barbarei? Nach der Lektüre dieses Buches, das von den Lebensstationen eines osmanischen Griechen in Anatolien erzählt, weiß man: Ob in Kleinasien, auf dem Balkan, im Nahen Osten oder anderswo, die Mechanismen gleichen sich überall.