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#Lesenswert

30.10.2020

Ludwig I. von Bayern konnte die griechische Geschichte für sich und seine Dynastie sowohl in Bayern als auch in Griechenland geschickt nutzten. Die griechenlandbezogene Erinnerungspolitik der Wittelsbacher kann man etwa in der Residenz und in den Propyläen feststellen, aber auch in einer Reihe symbolischer Akte Ottos als König in Athen, wodurch er sich selbst zu einem Teil der griechischen Nationalgeschichte zu machen versuchte. Christina Koulouri, Professorin für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte an der Pantion-Universität Athen, analysiert in ihrem Text die öffentliche Selbstdarstellung der bayerischen Dynastie und die Aneignung der griechischen Geschichte als Legitimationsstrategie bzw. als unverzichtbares Element der Identität der Wittelsbacher in den zwei Staaten, die unter ihrem Zepter standen.

Η Χριστίνα Κουλούρη, καθηγήτρια ιστορίας στο Πάντειο Πανεπιστήμιο, αναλύει τις στρατηγικές οικειοποίησης της ελληνικής ιστορίας με στόχο τη νομιμοποίηση της βαυαρικής δυναστείας των Βίττελμπαχ στο κείμενο που ακολουθεί.

Fries der Universität Athen - Otto umgeben von Allegorien (Bildquelle: Christina Koulouri)

Fries der Universität Athen - Otto umgeben von Allegorien (Bildquelle: Christina Koulouri)

Die Dynastie der Wittelsbacher und die griechische Geschichte: Erinnerungspolitik und Legitimationsstrategien

Von Christina Koulouri

Die Ernennung Ottos zum ersten König des neugegründeten griechischen Staates 1832 bedeutete für seinen Vater Ludwig I. von Bayern die Gelegenheit zur Stärkung seines Hauses in Europa, da es so die Kontrolle über ein zweites Königreich gewann. Die Auffassung, dass nunmehr zwei Staaten unter dem Zepter der Wittelsbacher standen, hatte zum einen für die öffentliche Selbstdarstellung der bayerischen Dynastie in München die Aneignung der griechischen Geschichte als unverzichtbares Element der Identität der Dynastie zur Folge. Zum anderen wiederum wurden die Symbole der Monarchie in Athen hellenisiert, so dass die Geschichte Ottos zu einem Teil der griechischen Nationalgeschichte wurde. Mit welchen Mitteln unternahm es Ludwig I., die griechische Vergangenheit dem modernen bayerischen Königreich einzuverleiben? Wie sah die vom Regentschaftsrat und später von Otto selbst betriebene Erinnerungspolitik aus, die seine politische Legitimation sicherstellen sollte? Wie wurde die moderne Monarchie mit der antiken wie auch der byzantinischen Vergangenheit in Verbindung gebracht? Auf welche Weise erfolgte die Aneignung der historischen Erinnerung an die Griechische Revolution, und wie hingen die Legitimationsstrategien mit den Auseinandersetzungen zwischen den Parteien und mit der anti-ottonischen Opposition zusammen? Zu welchen Ergebnissen führte der Kulturtransfer zwischen dem katholischen, deutschsprachigen Königreich und dem orthodoxen Nationalstaat, der sich gerade erst vom Osmanischen Reich losgesagt hatte, auf dem Gebiet der nationalen Gedenkzeremonien? Und schließlich: Welchen Erinnerungsstrategien war Erfolg beschieden, und was blieb von Otto als ersten Herrscher des unabhängigen griechischen Staates nach seiner Vertreibung im Gedächtnis der griechischen Gesellschaft erhalten, wie erinnerte sie ihn?

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