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Editorial: Griechische Sprache und Dichtung im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz

14.10.2025

Griechische Sprache und Dichtung im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz

Griechische Sprache und Dichtung im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz
Bildquelle: ©Maria Gavriilidou

Liebe Freund*innen des CeMoG,

Anlässlich des „Internationalen Tages der Griechischen Sprache“ organisierte das Centrum Modernes Griechenland auch in diesem Jahr eine Festveranstaltung in Zusammenarbeit mit der Botschaft der Hellenischen Republik, diesmal mit einem Vortrag der Linguistin Maria Gavriilidou (Institut für Sprachverarbeitung, Athen) zum Thema „Τεχνητή Νοημοσύνη και ψηφιακές γλωσσικές υποδομές για την Ελληνική Γλώσσα / Künstliche Intelligenz und digitale Infrastrukturen für die griechische Sprache“. Lesen Sie hier Ausschnitte aus dem Grußwort, das der Direktor des CeMoG Prof. Dr. Miltos Pechlivanos aus diesem Anlass hielt.

Με αφορμή την Παγκόσμια Μέρα Ελληνικής Γλώσσας, το Κέντρο Νέου Ελληνισμού διοργάνωσε και φέτος μια εορταστική εκδήλωση σε συνεργασία με την Πρεσβεία της Ελλάδας στο Βερολίνο. Η γλωσσολόγος Μαρία Γαβριηλίδου (Ινστιτούτο Επεξεργασίας του Λόγου, Αθήνα) πραγματοποίησε μια παρουσίαση με θέμα «Τεχνητή Νοημοσύνη και ψηφιακές γλωσσικές υποδομές για την Ελληνική Γλώσσα». Παρακάτω, μπορείτε να διαβάσετε αποσπάσματα από τον χαιρετισμό και την εναρκτήρια ομιλία του διευθυντή του CeMoG, Καθηγητή Μίλτο Πεχλιβάνο.


Griechische Sprache und Dichtung im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz

Mit Beschluss der griechischen Regierung aus dem Jahr 2017 wurde der 9. Februar, der Todestag unseres Nationaldichters Dionysios Solomos, zum Internationalen Tag der Griechischen Sprache erklärt. Aus diesem Anlass finden jedes Jahr zahlreiche Veranstaltungen in Bildungseinrichtungen in Griechenland, aber auch an griechischen Studienorten auf der ganzen Welt statt. Im Centrum Modernes Griechenland der Freien Universität Berlin begehen wir diese Feier seit 2019, stets in Zusammenarbeit mit der griechischen Botschaft. Unser Ziel war es seither, diesen Tag zu nutzen, um über verschiedene Aspekte der Geschichte und Gegenwart der griechischen Sprache als wertvolles Erbe und Kommunikationsmittel nachzudenken, z. B. um unseren Blick für die aktuelle Krise der Neugriechischen Studien in Deutschland zu schärfen, um über Kontinuitäten und Brüche in der Geschichte der Sprache und ideologische Haltungen ihr gegenüber nachzudenken, um ihre Traditionen, Grenzen und Möglichkeiten als literarisches Mittel zu diskutieren oder um Meinungen über die Griechischkenntnisse und das Griechische als Herkunftssprache in Deutschland als griechischem Einwanderungsland auszutauschen.

Heute laden wir Sie dazu ein, sich auf die Zukunft des 21. Jahrhunderts einzustellen, auf die aktuelle Revolution der automatischen Sprachverarbeitung, der großen Sprachmodelle und der künstlichen Intelligenz.

Bevor ich das Wort an unsere Rednerin übergebe, möchte ich noch einen Bezug zu Dionysios Solomos herstellen, der, wie ich bereits erwähnt habe, im Gedenken an seinen Todestag am 9. Februar 1857 mit dem jährlichen Internationalen Tag der griechischen Sprache geehrt wird. Es gibt eine schöne Legende auf Zakynthos, die uns an die oftmals unüberwindbaren Schwierigkeiten erinnert, die Solomos zu bewältigen hatte, als er die mutige Entscheidung traf, kein italienischsprachiger Dichter zu bleiben, sondern ein griechischsprachiger Dichter zu werden; die Schwierigkeiten auf dem Weg, in den Fußstapfen seiner italienischen Lehrer und unter dem Einfluss der deutschen Philosophie und Ästhetik, die er auf Italienisch las, seinen poetischen und prosaischen Ausdruck mit Hilfe der griechischen Volkssprache zu verwandeln, um der Nationaldichter der Hymne an die Freiheit und der Freien Belagerten zu werden. Ich gebe diese Legende hier so wieder, wie sie Theodoros Angelopoulos in einer der poetischsten Szenen seines Films „Eine Ewigkeit und ein Tag“ erzählt:

„Am nächsten Tag kehrte er mit einem Schiff aus Venedig nach Griechenland zurück, nach Zakynthos, auf seine Heimatinsel. Er fand die Gesichter, die Farben, die Gerüche, sein Elternhaus wieder, aber er kannte die Sprache nicht. Er wollte die Revolution besingen, aber er beherrschte die Sprache seiner Mutter nicht. Also begann er, durch die Nachbarschaften, Felder und Fischerdörfer zu streifen, die Wörter aufzuschreiben, die er hörte, und für jedes Wort, das er nicht kannte, zu bezahlen. Der Ruf verbreitete sich überall. Der Dichter kauft Wörter. Von da an versammelten sich überall, wo er hinkam, arme Menschen von der ganzen Insel, Erwachsene und Kinder, und bedrängten ihn, ihm Wörter zu verkaufen.“

Solomos fand schließlich die Wörter, um die Freiheit in der Hymne zu besingen, aber sie reichten ihm nicht aus, um die „Freien Belagerten“ zu vollenden. Heute oder zumindest in naher Zukunft würde er alle Wörter leicht und kostengünstig in einer der Sprachdatenbanken finden, über die wir verfügen oder verfügen werden. Andererseits kann ich Ihnen, obwohl wir wissen, dass ChatGPT und andere konkurrierende Anwendungen begonnen haben, Gedichte im Stil von Shakespeare, Byron oder Sylvia Plath zu schreiben, nicht mit Sicherheit sagen, ob Solomos' Rückgriff auf diese Anwendungen ihn dazu gebracht hätte, seine Schwierigkeit zu überwinden und das Gedicht, das ihm vorschwebte, fertigzustellen.